Annie Besant

Annie Besant - Project Gutenberg eText 13715Annie Besant geb. Wood wurde am 1. Oktober 1847 in Irland geboren und genoss im Elternhaus eine sehr religiöse Erziehung. Ihr unabhängiger Geist rebellierte jedoch schon früh gegen die damalige engherzige kirchliche Dogmatik, wodurch auch ihre 1867 mit einem anglikanischen Pfarrer geschlossene Ehe nach wenigen Jahren scheiterte. In der Folgezeit wirkte Annie Besant mit Charles Bradlaugh in der englischen Freidenkerbewegung und schloss sich dann der Fabischen Gesellschaft an, in der sie gemeinsam mit George Bernard Shaw und anderen an der Begründung des britischen Sozialismus und der britischen Gewerkschaften zusammen arbeitete, den ersten Streik weiblicher Arbeitnehmer organisierte und die ersten Arbeiterbildungskurse einrichtete. Zu dieser Zeit galt sie als die bedeutendste Rednerin Englands.

Die rein materialistische Philosophie konnte sie jedoch auf die Dauer nicht befriedigen, und so wandte sie sich neben ihren sozialen Tätigkeiten dem Studium des Hypnotismus und Spiritismus zu. Als Fachexpertin für diese Gebiete wurde ihr von einer Zeitschrift, in der sie mitarbeitete, 1889 die soeben erschienene Geheimlehre H. P. Blavatskys zur Rezension übergeben. In diesem Werk fand Annie Besant die Lösung ihrer metaphysischen Fragen. Sie trat mit Frau Blavatsky in Verbindung, schloss sich der Theosophischen Gesellschaft an und löste sich aus ihrem bisherigen Wirkungskreis.thumb 458px-Annie Besant Freemason
Als engste Mitarbeiterin Frau Blavatskys in deren letzten Lebensjahren und festeste Stütze H. S. Olcotts wurde sie nach dessen Tod 1907 zur internationalen Präsidentin der Theosophischen Gesellschaft gewählt. Über ihr Wirken in der Gesellschaft, die unter ihrer Führung einen gewaltigen Aufschwung nahm, aber auch in verschiedene kritische Lagen kam, ist an späterer Stelle berichtet. Annie Besant wirkte nicht nur rednerisch und organisatorisch, sondern hinterließ auch ein reiches literarisches Werk.
Neben der Arbeit für die Theosophische Gesellschaft widmete sich Annie Besant besonders der Arbeit für Indien, dem sie sich eng verbunden fühlte. Schon 1899 gründete sie in Benares das Central Hindu College, aus dem sich 1917 die Hindu-Universität entwickelte, die ihr 1921 in Anerkennung ihrer Verdienste das Ehrendoktorat verlieh. Auch anderwärts wirkte Annie Besant für die Förderung der indischen Volksbildung, trat gegen die bestehenden sozialen Missstände auf und war eine der treibenden Kräfte für die Abschaffung der Kinderheirat. 1913 trat sie wieder in den politischen Kampf ein und wirkte in Wort und Schrift für die Selbstverwaltung Indiens. 1917 wurde sie zur Präsidentin des Indischen Nationalkongresses gewählt, doch gewannen nach 1918 die radikaleren Strömungen unter M. K. Gandhi die Oberhand, und Annie Besant trat in politischer Hinsicht mehr in den Hintergrund. Sie starb am 20. September 1933 in Adyar.

Aus dem Buch „Funken aus göttlicher Flamme“ von Dr. Norbert Lauppert, Graz

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